Bewertung von Fotos - Bewertungskriterien

               

 

Bewertung mit dem doppelten Dreieck

Kerndreieck

Jede Fotografie besitzt eine grundsätzliche fotografische Qualität, die sich auf die Aspekte Technik, Komposition und Wirkung bezieht. Ein guter Fotograf ist in der Lage, zu praktisch jeder fotografischen Aufgabe gut gelungene Bilder zu liefern. Die Beherrschung dieser drei Kernfaktoren der Fotografie ist der erste wichtige Schritt zu einer hohen fotografischen Qualität.

Technik Das Beherrschen der Technik ist eine Voraussetzung für gute Fotografien. Die ganze Aufnahmekette hat einen Einfluss auf das resultierende Bild. Unabhängig vom gewählten Aufnahmesystem geht es darum, den Weg des Lichtes von der Quelle bis zur Wiedergabe zu beherrschen:

Licht: Jede Aufnahme benötigt Licht. Ohne genügendes Licht bleibt das Bild schwarz. Die Beschaffenheit und die Art, wie das Licht auf das Motiv fällt, haben einen entscheidenden Einfluss auf die Bildwirkung.

Lichtöffnung: Die Größe der Lichtöffnung bestimmt die Lichtstärke, die Form wie die Unschärfekreise abgebildet werden. Die Qualität des optischen Systems entscheidet über die Präzision der Bildaufzeichnung.

Lichtmenge: Mit der Blende (Größe der Lichtöffnung) und der Belichtungszeit (Zeitdauer der Öffnung) wird die Lichtmenge bestimmt, die auf den Film oder den Sensor einwirkt

Komposition Die Beherrschung der Technik ist die Grundvoraussetzung für eine gute Fotografie. Für sich alleine genommen ist die Technik aber noch keine Garantie für ein gutes Bild. Es braucht noch weitere Elemente. Die Bildkomposition ist das eigentliche Werkzeug des kreativen Fotografen. Durch die Wahl des geeigneten Aufnahmestandortes, des notwendigen Bildausschnittes und der richtigen Platzierung der bildwichtigen Elemente, gestaltet er seine Aufnahmen und versucht, die angestrebte Wirkung beim Betrachter zu erzielen. Die Bildkomposition ist viel mehr als nur das Einhalten von einigen Gestaltungsregeln (wie zum Beispiel dem Goldenen Schnitt oder der Dreieckskomposition). Sie gibt dem Fotografen die Mittel in die Hand, sich selbst mit seinen Bildern auszudrücken. Andreas Feininger formulierte: „Komposition ist eben die wirkungsvollste und oft die einzige Art, in der ein Fotograf seine Persönlichkeit ausdrücken kann“.

Wirkung Die Bildwirkung ist das Ziel einer guten Fotografie. Während die Technik und die Komposition noch sehr einfach zu lernen und verstehen sind, ist es wesentlich schwieriger, die Wirkung eines Bildes zu erkennen und zu analysieren. Es gibt Bilder, die ziehen uns vollständig in ihren Bann und üben eine ausgesprochen starke Wirkung auf uns aus. Und es gibt ganz ähnliche Bilder, die aber völlig wirkungslos bleiben. Zum Verständnis dieser Zusammenhänge und zum besseren Erkennen der Bildwirkung eignet sich das Vier-Augen-Modell der Fotografie sehr gut. Nach dem Vier-Augen-Modell wirkt eine Fotografie auf vier verschiedenen Ebenen auf den Betrachter. Diese vier Ebenen sind das Form-Auge, das Erzähl-Auge, das Gefühls-Auge und das Ich-Auge

Rahmendreieck:

Motiv Unabhängig vom Motiv kann ein Fotograf, der die Kernfaktoren Technik – Komposition – Wirkung beherrscht, gute Aufnahmen erstellen. Trotzdem spielt die Wahl des Motivs eine grosse Rolle. Nicht jedes Motiv hat die gleiche Ausstrahlung, hat das gleiche visuelle Potenzial, eignet sich gleich gut zum Fotografieren. Dabei gibt es Motive, die bei Fotografen ausgesprochen beliebt sind (z.B. der Karneval, Sportanlässe, Sonnenuntergänge, Kinder, Blumen, Tiere), weil sie auf eine relativ einfache Art gute und vor allem wirkungsvolle Bilder versprechen. Da hingegen sehr viele Fotografen in diesen Bereichen fotografieren, gibt es auch sehr viele gute Aufnahmen und entsprechend langweilig wirken dann oft solche Bilder. Weniger bekannte Motive bieten in dieser Beziehung mehr Möglichkeiten, den Betrachter zu überraschen

Idee Wurde das Motiv gewählt, so braucht es eine Idee um es überraschend und ungewohnt zu zeigen. Die Idee kann aber auch für sich stehen und entspricht dann dem eigentlichen Ziel der Aufnahme. Eine Idee zu finden ist nicht einfach und es braucht ein gutes Mass an Kreativität und Realismus. Oft aber macht gerade eine gute Idee den entscheidenden Unterschied aus, ob eine Fotografie Erfolg hat oder nicht.

Zeitgeist Wir fotografieren immer auch in einem Kontext. Unsere Bildvorstellungen und die Geschmäcker der Betrachter sind geprägt vom Zeitgeist. Dieser ist schwierig zu definieren und verändert sich dauernd. Schauen wir Bilder an, die vor einigen Jahren gemacht wurden, so erkennen wir klare Unterschiede. Und möchten wir zum Beispiel auch an Fotowettbewerben erfolgreich sein, dann sollten wir die Moden und Trends in der Fotografie beachten.

Quelle: Martin Zurmühle, Bildbewertung